14. Juni 2013
Nur einmal, zur Erinnerung, wollte ich die Schuhe festhalten. Die Plateausandaletten. Weil sie schon kaputt waren, auch wenn man es nicht sieht, auf den Bildern. Ich hab sie nur ein- oder zweimal angehabt. Das dritte mal hat sie eine Bekannte getragen, der ich sie für eine Kostümparty geliehen hatte, wo sich alle Sechziger- und Siebziger-Jahre-Sachen angezogen haben. Die Schuhe waren aus schwarzem Satin, also ganz aus Stoff, die Kanten der Querriemen so umgeklebt, und genau da hat sich der Schuh zuerst aufgelöst. Ich habe nochmal nachgeklebt, notdürftig, aber das hat nichts gegen die bröckelnde Plateausohle ausrichten können, die wie aus einem Block gegossen war. Irgendein komischer, zunehmend poröser Kunststoff, der dem Zahn der Zeit nicht gewachsen war. Letztendlich ist ja doch alles organisch und nichts bleibt für die Ewigkeit. Es gibt ja auf der Erde nichts, was nicht aus ihr kommt. Kein Fitzelchen. Nachdem ich nach dem Fotos machen die Sandaletten ausgezogen habe, waren lauter schwarze Kunstoff-Krümel auf dem Teppich, von der Sohle und den Absätzen und wenn man die Schuhe ein bisschen geschüttelt hat, hat es noch mehr Krümel geregnet. Lauter kleine Krater waren in der Oberfläche vom Plateau. Fast schon rührend, wenn Plastik sich auflöst und zerbröselt, wie eine welkende Blume. Nichts ist für die Ewigkeit. Man muss es immer wieder begreifen. Und genau anhand dessen zum hunderttausendsten Mal lernen, das kurze Glück des Daseins zu empfinden. Das banale Glück eines heilen Schuhs, der nur dafür da sein kann, einen an die leichtesten Momente des Lebens zu erinnern. Unnütz allein, wie er gebaut ist. In seiner zauberhaft unpraktischen Verspieltheit. Völlig plemplem.

g a g a - 14. Juni 2013, 21:57
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